Die Stadt Marsberg informiert: Vergessene Opfer der NS-Diktatur

„Euthanasie“ und Zwangssterilisation im ländlichen Sauerland

Ausstellung zum Thema Euthanasie und Zwangssterilisation vom 07.01. – 18.01.2025 im Carolus-Magnus-Gymnasium

 Vortrag von Michael Filthaut am 07.01.2025 um 10.00 Uhr im Theatersaal des Carolus-Magnus-Gymnasiums

An die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, die im Rahmen der „Euthanasie“ ermordet wurden oder denen durch Zwangssterilisation großes Leid zugefügt wurde, wird selten gedacht. Solche Opfer hat es nicht nur in größeren Städten, sondern auch im ländlichen Sauerland gegeben.

Die damalige Provinzial-Heilanstalt Marsberg spielte sowohl bei der Zwangssterilisation als auch bei der „Euthanasie“ eine große Rolle. Mehrere Hundert Menschen wurden von Marsberg aus in Tötungsanstalten verlegt. In der sogenannten „Kinderfachabteilung“ der Anstalt wurden in der Zeit von Ende 1940 bis Ende 1941 mindestens 50 Kinder ermordet.

Die freiwillige Geschichts-AG des Carolus-Magnus-Gymnasiums, die das Stadtarchiv als außerschulischen Lernort nutzt und sich mit der Marsberger Vergangenheit beschäftigt, sowie die Geschichtsfachlehrerin Frau Menneken und die Stadtarchivarin Frau Kordes waren sich schnell einig, dass die Opfer nicht vergessen werden dürfen.

Vom 07.01. – 18.01.2025 ist die Wanderausstellung „“Lebensunwert – zerstörte Leben“  der Arbeitsgemeinschaft Bund der „Euthanasie“-Geschädigten und Zwangssterilisierten (BEZ) im Foyer des Carolus-Magnus-Gymnasiums während der Öffnungszeiten der Schule zu besichtigen.

Fragen zu dem Thema beantworten Schüler/innen der Geschichts-AG am Sonntag, 12.01.2025, in der Zeit von 14.00 Uhr – 17.00 Uhr sowie am Samstag, 18.01.2025 ebenfalls in der Zeit von 14.00 Uhr – 17.00 Uhr. Vorgestellt werden in diesem Zusammenhang auch erste Ergebnisse der Archivarbeit der Schüler/innen. Zudem besteht die Gelegenheit sich bei einer Tasse Kaffee und Kuchen auszutauschen.

Zur Eröffnung der Ausstellung, am 07.01.2025 hält Michael Filthaut, um 10.00 Uhr seinen Vortrag „Vergessene Opfer der NS-Diktatur – „Euthanasie“ und Zwangssterilisation im ländlichen Sauerland“ im Theatersaal des Carolus-Magnus-Gymnasiums. Referent Michael Filthaut, dessen Familie von einem „Euthanasiefall“ betroffen war, hat sich auch aus historischem Interesse mit dem Thema intensiv befasst.

Der Vortrag zeigt die Umsetzung der NS-Erbgesundheitslehre und Rassenhygiene in unserem regionalen Bereich. Beschrieben wird die Arbeitsweise des Erbgesundheitsgerichts Arnsberg, zu dem auch der Bereich des Amtsgerichts Marsberg gehörte.

Es geht es nicht um anonyme Zahlen, sondern um persönliche Schicksale. Beschrieben wird an einem Beispiel der Ablauf eines Sterilisationsverfahrens und der Weg von zwei Patienten der Heilanstalt Warstein, die in der Tötungsanstalt Hadamar ermordet wurden. Außerdem geht es um das Schicksal eines achtjährigen Kindes in der Heilanstalt Marsberg. Alles belegt mit Originaldokumenten.

Mit diesem Vortrag wird auch an die Umsetzung des „Gesetzes zur Verhinderung erbkranken Nachwuchses“ am 01. Januar 1934 erinnert. Vor 90 Jahren bildete dieses „Sterilisationsgesetz“ für die Nazis den Einstieg in die Organisation der „Euthanasie“ und den späteren Holocaust.

Zur Wanderausstellung vom 07.-18.01.2025 sowie zum Vortrag des Herrn Filthaut am 07.01.2025 um 10.00 Uhr sind alle Interessierten recht herzlich eingeladen.